zu Gast im Weingut Bleimer Schloß

München Vor Ort

Die Münchner Vinissima zu Gast im Weingut Bleimer Schloß

Das idyllischen Altmühltal ist nicht nur die Heimat des legendären Urvogels Archäopteryx, sondern möglichweise auch die Keimzelle eines neuen bayerischen Weinanbaugebiets namens Altmühltal Jura. Zumindest wenn es nach Familie Eberhard geht, die hier seit über 15 Jahren das historische Anwesen Bleimer Schloß bei Greding wieder aufbaut und dort inzwischen 15 Hektar Rebfläche bewirtschaftet.

Diese wollten wir uns auf Initiative unserer in Eichstätt lebenden Vinissima Theresa Waldmüller einmal genauer ansehen. Mit dem Zug ging es von München nach Kinding und von dort in wenigen Autominuten (herzlichen Dank an dieser Stelle für den tollen Fahrservice!) zum Bleimer Schloß. wo uns bereits Tim Eberhard, einer der Söhne des Hauses, erwartete. Tim ist gerade einmal 21 Jahre alt, hat bereits eine Winzerlehre abgeschlossen und macht aktuell seinen Bachelor in Geisenheim. Sein Thema: ein zukünftiges Weinanbaugebiet Altmühltal Jura (incl. dem realen Ansatz, dieses offiziell anerkennen zu lassen)! Wie die Situation aktuell ist und warum die meisten Weine des Betriebs nur als „Deutscher Wein“ abgefüllt werden dürfen, erklärt er uns bei einem Glas Silvaner Sekt (versektet bei Carsten Höfer in Würzburg).

Sein Vater Harald, seines Zeichens Kiefernorthopäde, erwarb vor über 15 Jahren das Bleimer Schloß und die umlegenden landwirtschaftlichen Flächen. Ein Bodengutachten kam zu dem Schluss, dass die bestgeeignete Bewirtschaftung Weinbau sei. Klima und auch Bodenstruktur entsprächen in etwa den Bedingungen in Burgund vor 50 Jahren. Also Weinbau! Dr. Harald Eberhard bildete sich kurzentschlossen zum Nebenerwerbswinzer fort, kaufte ein paar Hektar Rebfläche im fränkischen Thüngersheim (um überhaupt Wein in eine Nichtweinbaugegend anbauen zu dürfen) und erhielt als „Jungwinzer“ dann die offizielle Erlaubnis, 15 Hektar Altmühltaler Acker in Rebfläche umzuwidmen. Das war im Jahr 2010 und seitdem ist in Rekordgeschwindigkeit hier ein Weingut mit eigenem Keller, Eventlocation und Bioland-Zertifizierung entstanden. Offiziell freilich ist hier immer noch keine Weinbauregion: Die im Altmühltal gewachsenen Weine dürfen bislang nur als „Deutscher Wein“ gefüllt werden. 

Weine, die übrigens perfekte Speisenbegleiter sind. Wir verkosteten sie zum Mittagessen und sie passten sowohl zum feinen mediterranen Vorspeisenteller als auch zum gebratenen Zander bestens. Wir probierten einen aromatischen Rosé, den Weißburgunder Selection und mit dem Rosa Chardonnay auch eine absolute Rebsortenrarität. Neben PiWi Sorten findet sich im Portfolio auch Silvaner – dieser wächst auf den Thüngersheimer Flächen, die Traubenverarbeitung aber erfolgt ebenfalls im Bleimer Schloß.

Nach dem Essen ging es nach draußen in den Weinberg, wo uns Tim über das Terroir und die Lage berichtete. Dass es hier im Altmühltal mehr als doppelt so viel Niederschlag wie in Franken gibt, glaubten wir ihm in diesem Moment gerne – immerhin standen wir im strömenden Regen auf dem Feld… Also doch lieber schnell in den Keller, wo wir mehr über den Ausbau der Weine erfuhren und Gelegenheit hatten, auch noch die Rotweine des Hauses zu verkosten. Zum Abschluss gab es noch Dessert, kombiniert mit den ebenfalls sehr ansprechenden Süßweinen, bevor es dann auch schon wieder Zeit wurde, den Rückweg nach München anzutreten. Und wer weiß, vielleicht dürfen die Weine bei unserem nächsten Besuch schon die Herkunftsbezeichnung „Altmühltal Jura“ auf dem Etikett tragen? Wir halten Tim und dem ganzen Team des Bleimer Schlosses die Daumen!

Text: Andrea Heinzinger
Fotos: Andrea Heinzinger

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