Kulinarik trifft Charakter

Franken Vor Ort

Unser Tagesausflug am 22. Juli führte uns bei bestem Wetter in das malerische Taubertal. Es war ein Tag voller spannender Einblicke, köstlicher Verkostungen und herzlicher Begegnungen.

In Beckstein an der Tauber wurden wir von Vinissima Alisa Bauer im ManaLisa Boutique Hotel empfangen. Zum Aperitif genossen wir einen erfrischenden MaNa ICE (Secco auf Eis) sowie als alkoholfreie Alternative einen Ingwer-Limetten-Spritz, begleitet von warmer, duftiger Pinsa. Alisa erzählte uns die inspirierende Geschichte des Hotels. Ihre Eltern, eine Arzthelferin und ein Brauer, übernahmen das Anwesen vor 20 Jahren mit dem Ziel, einen Ort zu schaffen, an dem sie selbst gerne Gast wären. Das Konzept ist aufgegangen: Das Hotel zeichnet sich durch einen gehobenen, aber stets persönlichen und authentischen Stil aus, der es den Gästen erlaubt, ganz sie selbst zu sein.

Das Hotel ist gesund gewachsen und hat sich zum heutigen Boutique-Hotel entwickelt. Seit zweieinhalb Jahren ist Alisa nach ihrem Hotelmanagement-Studium und Stationen in Leipzig und Frankfurt in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt. Die Wortschöpfung "ManaLisa" ist dabei eine kreative Fusion der Vornamen der Eigentümer und Betreiber: Martin, Nane und Alisa. Alisa hat das neue Marketing, die Bildsprache und die Website revolutioniert – frech, frisch und etwas provokativ. Der ehemals mediterrane Stil mit seinen bunten Häusern wurde zugunsten eines modernen Boutique-Designs aufgegeben. Sie hat bei der Gestaltung freie Hand und konnte sich kreativ austoben.


Wanderung zum Weingut Benz & Vintasticum-Führung

Nach dem inspirierenden Auftakt machten wir uns auf eine kurze Wanderung zum nur 500 Meter Luftlinie entfernten Weingut Benz. Dort wurden wir von Lena Benz, der Frau des Chefs Michael, begrüßt. Lena, eine Interessentin bei Vinissima, hat in Weihenstephan Landschaftsarchitektur studiert und als Ingenieurin gearbeitet. Sie hat sich nun ganz der Arbeit auf dem Weingut gewidmet und führt es gemeinsam mit ihrem Mann.

Die Führung, genannt "Vintasticum", war ein Weinerlebnis mit allen Sinnen. Das Weingut bewirtschaftet heute 60 Hektar Rebfläche mit 15 festangestellten Mitarbeitern im Außenbetrieb. Wir erfuhren von den Herausforderungen des sehr trockenen Klimas und dem jüngsten Regenmangel. Ein interessantes Detail war das Experiment mit Shropshire-Schafen zur Beweidung der Steillagen, das leider nicht funktionierte, da die Schafe die Rebstöcke fraßen. Nun helfen stattdessen Hühner und zwei Ziegen bei der Landschaftspflege.

Im Rahmen einer Geruchsprobe identifizierten wir verschiedene Aromen: Karamell-Apfel, Eisbonbon-Birne und Pfirsich. Die Weinprobe des Rieslings trocken Gutswein fand im Gewölbekeller statt, wo wir den Wein unter der Atmosphäre unterschiedlicher Beleuchtung und Geräuschkulissen erlebten, die die Jahreszeiten und somit Temperatur und andere Sinneseindrücke vermittelten. Dabei sollte jede von uns den Wein mit einem Gefühl und einem Geräusch verbinden. Die meisten empfanden den Wechsel von "Blau" zu "Rot" als besonders deutlich spürbar.

Ein besonderes Highlight war die Grotte am Eingang des Kellers, 17 Meter tief unter dem Weingut, in der die beeindruckenden Gesteinsformationen des Untergrunds erhalten blieben. Hier tauchten wir in die Geologie der Region ein und erfuhren mehr über den jungen, mittleren und unteren Muschelkalk, der die Weine prägt. Weiter ging es in den Edelstahlkeller mit Rosé, Schwarzriesling und Spätburgunder. Als krönenden Abschluss der Weinprobe probierten wir den Black Joy, einen Weincocktail aus Rotwein und dem Muttersaft der Schwarzen Johannisbeere. Letztere sind, pilztolerant und pflegeleicht, eine gute Ergänzung zum Weinbau.


Besuch der Brennerei Krämer

Nach dem Besuch im Weingut Benz wanderten wir zurück in den Ort Beckstein, der bekannt für seine Obstbrennereien ist – insgesamt 24 Stück. Dort besuchten wir die Brennerei Krämer, wo wir einen weiteren faszinierenden Einblick in das Handwerk erhielten. Wir hatten die Gelegenheit, das vielseitige Sortiment der Brennerei im Verkaufsraum zu besichtigen und zu verkosten. Wir erfuhren, dass es in der 380-Einwohner-Gemeinde 24 Schnapsbrenner und drei Weingüter gibt. Als Obstbrand-Brennerei bis 2018 versteuerten sie nur die Maische, sodass sie auf das zurückgreifen, was die Natur bietet. Ein Fass Apfelmaische kostet sortenabhängig 64 Euro Steuer.

Besonders spannend war die Diskussion über das Brennen mit Kirschkernen, deren Blausäure bei normalem Konsum unbedenklich sei. Der Brennmeister betonte, dass der Stein dem Aroma eine wichtige Note verleiht. Er erklärte uns die Funktionsweise der Brennkolonne, die durch Gegenstromdestillation und einen Deflektor eine präzisere Trennung der einzelnen Fraktionen ermöglicht als das doppelte Brennen.


Abendessen und inspirierender Abschluss

Nach dem Besuch der Brennerei führte uns der Weg über die Obstwiesen zurück zum ManaLisa Hotel. Dort ließen wir den Abend bei einem köstlichen 3-Gänge-Menü ausklingen. Besonders gefreut hat uns, dass uns Stefan Strebel vom Winzerhof Strebel beim Essen Gesellschaft leistete. Er stellte uns sein Weingut vor, gab uns viele interessante Informationen über das Taubertal aus erster Hand und ließ uns vier seiner Weine verkosten. Es war ein toller, persönlicher und informativer Abschluss des Tages, während wir den Blick auf die im Sonnenuntergang strahlenden Weinberge genossen.

Es war ein wunderbarer Tag, der uns nicht nur die Vielfalt des Weinbaus und der Brennkunst im Taubertal näherbrachte, sondern auch das Miteinander in unserer Regionalgruppe stärkte. Wir blicken auf einen spannenden und inspirierenden Abschluss zurück und danken allen Beteiligten für diesen unvergesslichen Ausflug!

Text: Monika Abraham
Fotos: Alisa Bauer, Gabriele Brendel

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