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28.2.-1.3. | Netzwerkwochenende in Hamburg mit Vorstandswahlen

28.2.-1.3. | Netzwerkwochenende in Hamburg mit Vorstandswahlen

Warum die Zukunft des Weins weiblich(er) ist

Für Vinissima ist kein Weg zu weit – zum Netzwerkwochenende nach Hamburg reisten über 140 Vinissima Ende Februar in den hohen Norden. Auf sie wartete ein buntes Programm aus inspirierenden Vorträgen, Sightseeing, Genuss und natürlich ganz viel Frauenpower. Ein Rückblick auf ereignis- und inhaltsreiche Tage.

Freitag, 28. Februar
Begonnen hat das Netzwerkwochenende (NWWE) am Freitagabend mit Hamburgs neuem Wahrzeichen – der Elbphilharmonie. Die längste freistehende Rolltreppe Deutschlands brachte die Teilnehmerinnen ins Innere des Gebäudes, wo es die Architektur zu bestaunen galt. Im innenliegenden „Störtebeker“ waren dann Tische für die Vinissima reserviert. Dort wurden zum ersten Mal die Gläser erhoben. Allerdings mit Bier. Ein Set aus sechs verschiedenen Sorten konnten die Teilnehmerinnen begleitet von Biersommeliers probieren.
Zu Fuß ging es dann weiter durch Hamburgs denkmalgeschützte Speicherstadt. Das Ziel: das Buddels, Gasthaus und Weinbar in der Deichstraße. Zur Vesper gab es verschiedene Weine. Gestärkt ging es weiter mit einer nächtlichen Bustour durch die Hamburger City. Von der Innenstadt über das Rathaus, bis hin zu Alster, Binnenalster und Hafencity – nichts wurde ausgelassen. Entlang der Elbe ging es zum Schluss nach St. Pauli zur Reeperbahn. Wer wollte, konnte hier zum individuellen Barhopping aussteigen. Für den Rest ging es zurück ins Hotel.

Samstag, 29. Februar
Fünf Vorträge, drei Präsentationen der „Young Generation“ und natürlich auch ein Abendprogramm: Jede Vinissima, die nach Hamburg gekommen ist, hat den Schalttag in diesem Jahr definitiv sinnvoll genutzt.
Los ging es mit der Begrüßung durch die 1. Vorsitzende Susanne Wolf. Anschließend stellte Trixi Bannert gewohnt charmant alle Neu-Vinissima vor und gab damit einen Eindruck, wie spannend jede einzelne Vinissima ist.

Young Generation
Ein wichtiger Teil von Vinsissma ist die generationenübergreifende Arbeit. Dazu gehört auch der Blick darauf, was die „Young Generation“ im Augenblick beschäftigt. Begleitet von Vinissima Simone Böhm konnten die Teilnehmerinnen des NWWE gleich drei spannende Projekte kennenlernen.
Laura Bardua hat in ihrer Bachelor-Arbeit an der Hochschule Heilbronn eine Marktanalyse zum deutschen Winzersekt vorgenommen. Ihre Forschungsfragen: Kennen Kunden den Unterschied zwischen Winzersekt, Sekt und Secco? Verhilft der Begriff „Winzersekt“ zu einer besseren Qualitätseinschätzung? Ihr Ergebnis – tatsächlich schätzen die Teilnehmer ihrer Umfrage Winzersekt besser ein als Sekt und Secco. Ihrer Einschätzung nach ist es sinnvoll, deutschen Winzersekt als Marke aufzubauen.
Einer ganz anderen Frage ist Annika Ziehl vom Weincampus Neustadt nachgegangen. Sie hat sich mit dem Abbau von Diacetyl in Weißwein beschäftigt. In ihrer Arbeit konnte sie zeigen, dass der Weinfehler mithilfe von Hefen der Spezies Saccharomyces cerevisiae auch nach abgeschlossener Gärung abgebaut werden kann
Wein ist nichts für die Generation Y? Oda Borchert und Hannah Bremer sind in der Studentenstadt Göttingen angetreten, um das Gegenteil zu beweisen. Das ist ihnen mit der „trink!ich“-Bar gelungen. Damit ihr Geschäftsmodell erfolgreich ist, haben sie für ihr Konzept eine Zielgruppenanalyse durchgeführt, um ihre zukünftigen Kunden besser zu verstehen. Mit Erfolg: Ihre Bar ist zu jeder Jahreszeit gut besucht und gerade die junge Zielgruppe ist inzwischen wichtiger Multiplikator für ihr Geschäft.

Bordeaux auf den Kopf gestellt
Auf die junge Generation folgte eine Verkostung. Bei der stellten Christine Berthold und Sabine Ernest-Hahn das ThemaBordeaux auf den Kopf. Denn wer an hochpreisige Grand Crus gedacht hatte, wurde von den beiden Vinissima eines Besseren belehrt. „Bordeaux ist jung, vielfältig, nachhaltig – und erschwinglich“, sagte Berthold. „Was in der Region gerade los ist, ist bei uns noch gar nicht angekommen“, ergänzte sie. Zum Beweis gab es bei der Verkostung als erstes einen Crémant de Bordeaux, der mit 50 Prozent Muscadelle-Traube eine echte Rarität darstellte und bislang in Deutschland noch nicht erhältlich ist. Auch wenn bis heute noch 85 Prozent Rotweine in Bordeaux erzeugt werden, seien Rosé und Weißweine derzeit im Aufwind. Davon, dass dieser Wandel ein Genuss ist, konnten sich die Vinissima bei weiteren Proben überzeugen.
Der Wandel in Bordeaux macht sich aber nicht nur in Flasche und Glas bemerkbar, erzählten Berthold und Ernest-Hahn. „Bordeaux goes Green!“ verrieten die beiden. Und das nicht erst, seit es kritische Berichte über den Pestizid-Einsatz in der Region gibt. Gerade jungen Winzerinnen und Winzern sei das Thema Nachhaltigkeit und Artenvielfalt enorm wichtig. Schon heute seien 65 Prozent der Winzer in Umweltmaßnahmen engagiert. Das selbstgesteckte Ziel: Bis 2025 sollen es 100 Prozent sein.

Blick in die Zukunft des Weins
„Frauen werden großen Einfluss auf die Veränderung der Weinwelt haben.“ Mit dieser Aussage rannte Robert „The Winethinker“ Joseph bei den Vinissima offene Türen ein. In seinem Vortrag „The Future of Wine Has Changed“ teilte der britische Weinexperte Beobachtungen über den Wandel der Weinbranche. Frauen seien darin so wichtig wie nie zuvor. Sie beeinflussten Weinstile, die Art der Kommunikation und auch den Handel. In der westlichen Welt vermutlich das bekannteste Beispie: die britische Kritikerin Jancis Robinson. Aber vor allem auch auf dem asiatischen Markt sei der Einfluss weiblicher Weinexpertinnen enorm – beispielsweise die Master of Wine Fongyee Walker.
Frauen würden heute schon die Art, wie über Wein gesprochen wird, nachhaltig beeinflussen beeinflussen, sagte Joseph. Er zeigte Influencerinnen auf YouTube und Instagram, die mit einfacher Sprache die Welt des Weins für viele zugänglich machen – und damit extrem erfolgreich sind. „Von ihnen können wir lernen, ohne unsere Wein-Geheimsprache auszukommen“, sagte Joseph. „Ich selbst habe viele Bücher über Wein geschrieben. Trotzdem kann mich ein Weinladen überfordern.“ Die elitäre Sprache des Weins könne viele potenzielle Kunden abschrecken.

Das bestätigten auch die Marketing-Experten der Elbstern Kreativagentur. „Terroir ist so ein Beispiel – das wird hier in Hamburg kaum einer verstehen“, sagte Geschäftsführer Clemens Schenk. Sein Tipp: Beim Marketing mehr auf den Bauch hören. Auch wenn das zu unkonventionellen Lösungen führt, wie etwa ein Kronkorken für die Weinflasche. So werde Wein zugänglicher für junge Konsumenten.

Wie wichtig es ist, offen für neue Zielgruppen zu sein, veranschaulichte Susanne Scheichl in ihrem Vortrag. Die Geschäftsführerin des Fachhändlers EGGERSSOHN hielt einen Vortrag zum Thema „Die Zukunft des Handels“. Eine der Herausforderungen: Das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein in der Gesellschaft sorgt für einen Rückgang des Weinkonsums. Gleichzeitig würde beim Konsum aber auch immer mehr auf Qualität geachtet.

Finanziell unabhängig
Ebenfalls mit der Zukunft – aber mit einer ganz anderen – beschäftigte sich Ulrike Schalow in ihrem Impulsvertrag „Frauen leben länger aber wovon?“. Wie brennend diese Frage ist, zeigen Jahr für Jahr Statistiken: Frauen verdienen nicht nur deutlich weniger als Männer, sie sind auch bedeutend häufiger von Altersarmut betroffen. Schalows wichtigste Ratschläge an die Vinissima waren: 1. Kümmert euch um eure Altersvorsorge – egal in welchem Alter ihr seid. 2. Überlasst die Finanzen nicht den Männern, sondern regelt das selbst. Die Finanzexpertin machte keinen Hehl daraus, dass das Arbeit bedeutet. Wie wichtig es sei, diese nicht zu scheuen machte sie anhand eigener und fremder biografischen Erfahrungen deutlich. Denn vor Krisen und Veränderungen der Lebenssituation ist niemand geschützt.
Schon während des Vortrags gab es viele Fragen der Teilnehmerinnen, auf die Schalow, so gut es die begrenzte Zeit zuließ, einging. Weil Vinissima das Thema wichtig ist, bietet der Verein am 1. April in Guntersblum einen Workshop mit Schalow an (Auf Homepage verlinken: https://www.vinissima-ev.de/termine/alle-termine/details/workshop-finanzstrategien-fuer-frauen-f.html).

 

Das kleine Schwarze
Nach einem Tag mit viel Input, waren am Abend Zeit für Essen, Trinken, Reden und Tanzen. „Führt das kleine Schwarze aus“ war das Motto bei der Vinissima-Veranstaltung im Rive, direkt an der Elbe. Inhaberin und Vinissima Yvonne Tschebull leistete mit ihrem  Küchen- und Serviceteam Großartiges. Und wieder einmal zeigte sich, dass Frauen neben Wein und Kulinarik auch das Tanzen lieben. DJane Romana sorgte für die entsprechende Musik und für ausgelassene Stimmung auf der Tanzfläche.

 

Sonntag, 1. März
Am Sonntag trafen sich die Vinissima zur Mitgliederversammlung. Die 1. Vorsitzende Susanne Wolf gab einen Überblick über die Aktivitäten des vergangenen Jahres, SchatzmeisterinPetra Tröndle führte durch den Jahreshaushalt. Erwartungsgemäß entlasteten die Mitglieder anschließend den Vorstand.
Danach hieß es Abschiednehmen. Susanne Wolf stand genau wie ihre Stellvertreterin Anette Closheim nicht mehr zur Wiederwahl. Auch Maren Fendt verabschiedete sich aus dem Vorstand. Mit warmen Worten und Standing Ovations dankten die Vinissima-Mitglieder für die phantastische Arbeit.

Danach galt es einen neuen Vorstand zu wählen. Mit überwältigender Mehrheit ist Jennifer Henne-Bartz, die bislang im Vinssima-Beirat saß, zur neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt worden. Die bisherige Schriftführerin, Simone Böhm, ist ebenfalls mit klarem Ergebnis zur 2. Vorsitzenden gewählt worden. Zur Schriftführerin wurde, ebenfalls mit großer Mehrheit, Julia Weckbecker gewählt. Als Schatzmeisterin eindeutig bestätigt wurde Petra Tröndle. Neue Beiräte sind Corinna Sauerburger, Tanja Rosenthal und Stefanie Herbst.

Wir freuen uns sehr auf die Arbeit des neuen Vorstands und möchte noch einmal dem verabschiedeten Vorstand für viele Jahre tolle Arbeit danken! Ihr seid großartig! Ein besonderer Dank gilt der Geschäftsführerin Stefanie Dreißigacker für die gute Planung und Organisation des Netzwerkwochenendes. Ebenso der Regionalgruppe Hanse, dabei insbesondere Bettina Krüllmann-Krahl, die liebevoll und kreativ das Freitags-Programm gestaltet hat!
 

Text: Christiane Meister-Mathieu/PR-Referentin Vinissima
Fotos: Kirsten Petersen | fotografie