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Seminar: "Wie geht eigentlich...Export?"

Seminar: »Wie geht eigentlich … Export?«

Kleiner Fisch im großen Teich

Weinexport aus Deutschland – wie geht das? Was muss beachtet werden, wo liegen Chancen und Risiken? Diese Fragen wurden am 01. Juli 2015 in Alzey ausführlich von Ulrike Lenhardt, DWI, gemeinsam mit den Referenten Barbara Selbach, Weingut Selbach – Oster,  und Albrecht Ehses, IHK Trier behandelt. Bei tropischen Temperaturen nahmen über 50 Vinissima und Interessentinnen in Alzey am Seminar teil, was zeigt, welch hohes Interesse mit dem Thema verbunden ist.

Vinissima Ulrike Lenhardt gab zunächst einen Überblick über die klassischen Exportländer für deutsche Weine, und die Entwicklungen und Trends in den Hauptexportmärkten – USA, Niederlande, England und Skandinavien. So sind die allgemeine Nachfrage und der Trend weltweit aktuell Weine aus Bio- Anbau, Rosé, aromatische Sorten sowie Wein mit etwas gemäßigten Alkoholgehalten.

Die Mengen der deutschen Exporte gehen in den vergangenen Jahren beständig zurück, der Durchschnittspreis im Export steigt dagegen weiter an – von € 1,52/l im Jahr 2005 auf mittlerweile € 2,64/l – Tendenz weiter steigend. Grund dafür sind sicherlich die relativ niedrigen Ernten seit 2010 und die Steigerung der Nachfrage auch nach höherwertigen Weinen im Export.

Ulrike wies aber auch auf die Stellung der deutschen Weine im weltweiten Weinmarkt hin – Stichwort ‚Kleiner Fisch im großen Teich‘ – denn die zur Verfügung stehenden Mengen und die Angebotsstruktur der weltweit gesehenen relativ kleinen Betriebe können es schlecht mit den klassischen Weinproduzenten wie Italien oder Spanien oder auch der Neuen Welt aufnehmen.

Wahl der Exportmärkte

Bei der Auswahl der ‚richtigen‘ Exportmärkte für seinen Betrieb muss man sich zunächst ehrlich Antworten geben auf die Frage, wieviel man bereit ist, zu investieren, sowohl monetär als auch in Zeit und Engagement: Auch im Ausland wollen die Kunden regelmäßig besucht und betreut werden. Nicht nur die Reisekosten nach USA oder Asien sind teurer als in die Niederlande oder Nordeuropa, auch der logistische Aufwand im Büro ist ungleich höher.

Sortiment & Angebot – Persönliche Voraussetzungen

Dann die Frage des Sortiments: Was kann ich anbieten? Menge, Liefermöglichkeit? Bin ich bereit, auf Kundenwünsche einzugehen, zum Beispiel Schraubverschlüsse anstatt Kork einzusetzen. Wie sind die Sprachkenntnisse, habe ich eine mehrsprachige Webseite, bin ich telefonisch gut erreichbar?

Auch die sozialen Medien – Facebook, Twitter, Instagram –  können eine Rolle spielen. Diese wird aber nicht den persönlichen Kontakt zu Kunden ersetzen, kann aber ein sehr gutes Mittel sein, um die Kommunikation zu unterstützen und zu flankieren. So muss auch für jeden Markt das geeignete Medium ausgewählt werden – Facebook wird in USA/ Kanada nur im privaten Bereich verwendet, Twitter ist professioneller und wird von vielen Journalisten/ Bloggern quasi als eigenes Publikationsmedium verwendet. In den Niederlanden hat Linkedin diese Rolle, in China gibt es kein Facebook und Twitter, dafür ‚WeChat‘ als große Onlineplattform.

Preisstruktur

Ein wichtiges Kriterium ist die Kalkulation der Exportpreise – besonders in ‚naheliegenden‘ Exportmärkten wie Belgien und den Niederlande, oder auch der Schweiz. Die Preise für den Händler müssen erheblich unter den Endverbraucherpreisen liegen. Die Abschläge liegen etwa bei 30 – 40 %, d.h. auch die EVP müssen bereits ein gewisses Niveau haben und der Betrieb sollte grundsätzlich auf den Verkauf an den Fachhandel / Gastronomie vorbereitet sein. Es ist ungleich schwerer, für Betriebe mit hoher Endverbraucherkundenstruktur in den Export einzusteigen, als für Weingüter, die bereits eine Fachhandels-Angebotsstruktur haben.

Für pauschalierende Winzer ist zusätzlich die Mehrwertsteuerproblematik zu beachten – eine ausführliche Beratung beim Steuerberater ist vor Aufnahme der Exportgeschäfte dringend zu empfehlen.

Albrecht Ehses, IHK Trier: Abwicklung von Weinexporten

Albrecht Ehses gab in seinem Vortrag eine exzellente Übersicht über die umfangreichen Abläufe und Dokumentationen, die für die korrekte Abwicklung von Exportvorgängen notwendig sind. Er stellte in seinem Vortrag strukturiert die verschiedenen Steuerformen und Fälle vor, und erläuterte kompetent, anhand von Fallbeispielen, die möglichen Stolperfallen und Besonderheiten.

Die zahlreichen Fragen zeigten, dass es bei den Teilnehmerinnen ein besonderes Informationsbedürfnis dazu gab!

Barbara Selbach, Weingut Selbach- Oster – Export praktisch

Vinissima Barbara Selbach erzählte aus dem Leben des Exportprofis und informierte kompetent und fachkundig über mögliche Tücken des Weinexports im Spannungsfeld zwischen den Chancen und den vorhandenen Risiken. Insbesondere ihre realitätsnahe und humorvolle Schilderung von Kundenanbahnungsgesprächen und Verkauf, Rückenetiketten und Containern, Vorauskasse und Akkreditiven, sowie der lange, mühsame Weg in das China-Geschäft bereicherten das Seminar und rundeten es perfekt ab.

Exportweine in der Verkostung

Zur Übersicht und Information hatte das DWI eine Anzahl im Ausland erfolgreicher Exportweine zur Verkostung in der Mittagspause bereitgestellt, darunter insbesondere die ‚Klassiker‘ Blue Nun und Black Tower, sowie Dr. L und ‚Bluefish‘.

Zum Abschluss gab Ulrike Lenhardt noch eine Übersicht, welche Möglichkeiten der Kooperation es mit dem DWI in Sachen Export gibt – Newsletter, Marktinformationen, Exportportal des DWI und der IHK Trier mit detaillierten Markt- und Versandinformationen.

(Link: http://www.askallo.com/rrd11dlj/survey.html)

Die Vorträge findest Du im internen Bereich unter DOWNLOADS.

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